20.07.2023

Hochwasserschutz in Königsbach-Stein geht in die 3. Runde

2020 hat die Gemeinde Königsbach-Stein beschlossen, 5 Mio € in den Hochwasserschutz zu investieren. In den ersten Jahren werden die 8 bestehenden Hochwasserrückhaltebecken saniert. Dafür werden bis zu 70 % Förderzuschüsse vom Land Baden-Württemberg erwartet.

Die Gemeinde Königsbach-Stein hat nach den Starkregenereignissen 2013 und 2016 umfassende Gutachten zur Verbesserung der Hochwassersituation und zur Beurteilung bestehender Hochwasserschutzanlagen erstellen lassen. Aufgrund der, durch die Hochwasserereignisse entstandenen, großen Betroffenheit der Bevölkerung plante die Gemeindeverwaltung 2020, sämtliche in den Gutachten dargestellten und rd. 14 Mio. € teuren Maßnahmen umzusetzen.

Die Umsetzung aller Maßnahmen war innerhalb eines vom Fördermittelgeber festgelegten Zeitraums von maximal 10 Jahren angedacht. Die Durchführung eines 14 Mio € - Projektes in diesem Zeitraum übersteigt aber die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Gemeindehaushaltes. Die Gemeinde Königsbach-Stein hat sich daher Ende 2020 entschieden, ein reduziertes Maßnahmenpaket mit jährlich rd. 0,5 Mio. € zu realisieren. Diese Haushaltsmittel werden nun sukzessive in die Sanierung der 8 bestehenden Hochwasserrückhaltebecken (HRB) in Königsbach-Stein gesteckt.

Diese bis zu 40 Jahre alten Anlagen werden zur Anpassung an die allgemeinen anerkannten Regeln der Technik unter Berücksichtigung der ökologischen Belange ertüchtigt. Die Behebung der sicherheitsrelevanten Mängel an diesen Becken tragen wesentlich zu einem verbesserten Hochwasserschutz in der gesamten Gemeinde bei.

Bis zur Umsetzung einer Beckensanierungsmaßnahme vergehen aufgrund vorangehender umwelt- und naturschutzrechtlicher Untersuchungen, planungs- und wasserrechtlicher Verfahren sowie Grunderwerbsverhandlungen bis zu 2 Jahre Vorlaufzeit.

 

Als erstes Hochwasserrückhaltebecken wurde im Jahr 2021 das HRB Pfitztal saniert. Es wurde eine überströmungssichere Hochwasserentlastungsanlage als Schüttsteindeckwerk mit Überfallschwelle hergestellt und der Rochdurchlass DN 800 ausgetauscht. Unterhaltungswege am Dammfuß und auf der Dammkrone, ein räumlicher Rechen am Grundablass sowie eine wasserseitige Böschungstreppe wurden neu gebaut sowie ein Beckenpegel installiert.

Die im Eingriffsbereich des HRBs lebenden Zauneidechsen sowie Holzkäfer wurden in ein neues Refugium umgesiedelt.

Die Baumaßnahme am HRB Pfitztal hat mit sämtlichen Nebenkosten (Planung, Baubegleitung, umwelt-/naturschutzrechtliche Untersuchungen/Auflagen) ca. 650.000 € gekostet. Das Land Baden-Württemberg hat dieses wasserwirtschaftliche Vorhaben mit 433.400 € gefördert.

Als zweites Hochwasserrückhaltebecken wurde 2022/2023 das HRB Lindtal saniert. Auch hier wurde eine überströmungssichere Hochwasserentlastungsanlage als Schüttsteindeckwerk mit Überfallschwelle hergestellt und der Rochdurchlass DN 500 ausgetauscht. Unterhaltungswege am Dammfuß und auf der Dammkrone, ein räumlicher Rechen am Grundablass sowie eine wasserseitige Böschungstreppe wurden neu gebaut sowie Beckenpegel installiert. Zusätzlich wurde am HRB Lindtal der Anschluss des Seitengrabens saniert, in dem der Durchlass auf DN 1000 vergrößert und das Einlaufbauwerk inklusiv räumlicher Rechen neu hergestellt wurde.

Für den Hirschkäfer wurde der Wurzelstubben eines zu fällenden Baumes in das schon für das HRB Pfitztal neu erstellte Refugium umgesiedelt. Für Fledermäuse und Steinkäuze werden neue Quartierskästen angebracht. Obstbäume werden neu gepflanzt und Magere Mähwiesen neu angelegt.

Die Baumaßnahme am HRB Lindtal wird mit sämtlichen Nebenkosten (Planung, Baubegleitung, umwelt-/naturschutzrechtliche Untersuchungen/Auflagen) voraussichtlich ca. 760.000 € kosten. Es wurden dafür Fördergelder in Höhe von ca. 517.800 € vom Land Baden-Württemberg für wasserwirtschaftliche Vorhaben bewilligt.

HRB Lindtal 1Foto: HRB Lindtal nach der Sanierung

In der 3. Runde wird ab Herbst 2023 das HRB Kuchental angegangen. Auch hier, an diesem knapp 1.500 Kubikmeter großen Rückhaltebecken, wird eine überströmungssichere Hochwasserentlastungsanlage mit Überfallschwelle hergestellt. Diese Überfallschwelle besteht aus einer bis zu 6 m tiefen Spundwand mit Abdeckung. Beide Einlaufbauwerke an den Grundablässen sowie die Grundablassleitungen werden erneuert. Auch das Schachtbauwerk, in welches beide Ablassleitungen münden, wird ersetzt. Die Straße auf der Dammkrone wird erneuert, ein Unterhaltungsweg am Dammfuß und eine wasserseitige Böschungstreppe werden neu gebaut sowie ein automatisch alarmierender Beckenpegel installiert.

Ebenfalls wurden am HRB Kuchental vorab umwelt- und naturschutzrechtliche Untersuchungen durchgeführt. Umsiedelungsmaßnahmen werden nicht erforderlich. Um zu vermeiden, dass eventuell Zauneidechsen in das Vorhabengebiet einwandern, wurde schon im Vorfeld der Baumaßnahme ein Reptilienzaun entlang des Baufeldes eingerichtet. Während der Baumaßnahme wird durch eine ökologische Baubegleitung der Schutz von Fauna und Flora sichergestellt.

Die Sanierungsmaßnahmen für das dritte von insgesamt 8 Hochwasserrückhaltebecken (HRB) in der Gemeinde Königsbach-Stein werden zurzeit ausgeschrieben. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 02.05.2023 den Baubeschluss gefasst. Somit können die Bagger im Herbst 2023 anrollen.

HRB Kuchental 1Foto: HRB Kuchental vor der Sanierung

 

Weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Fokusthema Hochwasserschutz.

Anbei ein kleiner Ausschnitt dieser Informationen:

Geht mich das Thema Gefahren durch Starkregen & Sturzfluten etwas an? Bin ich gefährdet? Wie erkenne ich Schwachstellen und wie schütze ich mein Eigentum wirksam vor den Folgen von Starkregen, Rückstau oder Sickerwasser?

Hochwassergefahrenkarten sind für Bauherren, Anwohner sowie für Industrie/Gewerbe eine Grundlage für die Verhaltensvorsorge (Informationswege, Fluchtwege und Räumungen); für die Bauvorsorge durch angepasste Nutzung und hochwasserangepasste Bauweisen und -materialien bzw. Objektschutzmaßnahmen (z. B. die Abdichtung von Türen und Fenstern) sowie für die sachgerechte Lagerung wassergefährdender Stoffe.

Konkrete Informationen zum Schutz Ihres Gebäudes und der baulichen Vorsorge finden Sie in der Hochwasserschutzfibel des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.